Dienstag, 11. Dezember 2012

neon (1)

Mein neuestes, vollendetes Werk ist derzeit noch bei mehreren Freunden zur Erstbegutachtung, aber ich dachte, es kann nicht schaden, zumindest den Prolog einmal vorzustellen.
Viel Spaß beim Lesen: :) Ich freue mich, eure Meinung zu hören.




NEON
Prolog

Fick mich! Fick mich so lange, bis ich nicht mehr denken kann. Am besten nie wieder. So, dass ich bleibe, was ich in diesem Moment bin: Ein geiles Tier, reduziert auf seinen Instinkt. Mach, dass dieser fast niedrigste aller menschlichen Triebe für mich zur höchsten Moralität wird und neben diesem kein anderer Wunsch mehr übrig bleibt.

***

Adam war der Erste. Sein Name war tatsächlich Adam. Ironischerweise.
Als ich ihn kennenlernte, ließ nichts darauf schließen, wie bedeutungsvoll er noch sein würde. Ein unverbindliches, kundenfreundliches Lächeln über den Bankschalter hinweg und seine leuchtend limonengrüne Krawatte, die mir auffielen.
Ganz anders als drei Tage später im Club Sphinx: die obersten Knöpfe seines Polohemds offen, um den Ansatz einer trainierten Brust zu präsentieren. Er lachte viel mit zwei anderen Männern in seinem Alter, fuhr sich durch die widerspenstigen Haare, die ihm jedes Mal zurück in die Stirn fielen.
Dann dieser Moment, an dem er genau in meine Richtung sah und unsere Augen sich trafen. Diese paar Sekunden hatten Bedeutung, das spürte ich damals schon. Ein flüchtiges Lächeln erschien auf seinen Lippen, bevor er sich wieder abwandte.
Schlug mein Herz auf einmal schneller als zuvor oder bildete ich mir das nur ein?
Im nächsten Augenblick trat eine langhaarige Blondine in einem gerafften schwarzen Kleid an ihn heran und er legte den Arm um sie, zog sie zu sich.
Hastig, als müsse ich einen Fehler in meinem Verhalten überspielen, trank ich den Rest Bier aus der Flasche in meiner Hand in einem Zug.
Ich konzentrierte mich auf das kühle Glas zwischen meinen Fingern, den herben Geschmack auf meiner Zunge – fixierte mich schnell wieder auf die Realität. Das Dröhnen der Musik, gegen das Vera schon seit über einer Stunde versuchte anzuplappern, um mir ihr Herz auszuschütten.
„Ich bin gleich wieder da“, murmelte ich und nahm mir vor, ihr für den Rest des Abends aus dem Weg zu gehen. Es war nicht so, dass sie heute penetranter wäre als sonst, aber ich war weniger geduldig.
Geduld hatte Adam auch nicht. Zumindest machte er nicht den Eindruck, als er am Waschbecken der Herrentoilette plötzlich hinter mir stand und mit seiner Hand über meinen Nacken streichelte. Dann mit seinen Lippen.
Diese Szene deckte sich so sehr mit dem, was sich Sekunden zuvor in meiner Phantasie abgespielt hatte, dass ich erstarrte, unfähig zu sagen, ob das nun real war. Mein Herz blieb für einen Moment stehen. Und dann raste mein Puls.
Es fühlte sich real an.
Die Wärme seine Hände auf meiner Haut war real. Das Saugen seiner Lippen.
Meine Erektion.
„Jan, richtig?“, fragte er.
Ich nickte.
„Ich bin Adam.“
„Und du scheinst zu wissen, was du willst“, murmelte ich, mich selbst zwingend, etwas zu sagen. Um zu testen, ob das hier alles wirklich geschah.
Das tat es.
„Weil ich dich wunderschön finde“, erwiderte er gelassen, nahm mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Drehte meinen Kopf, küsste mich auf die Lippen.
Adam. Jan.
So ist es passiert. Simpel, schnell, ohne dass ich nachdenken konnte. Aber was wäre auch dabei herausgekommen, wenn ich Zeit dazu gehabt hätte?
Es war mehr Adams Entscheidung gewesen als meine: Er hatte mich gesehen, gewollt, genommen.
Ich hatte ihn gesehen, gewollt... und nehmen lassen. Seine Zielstrebigkeit machte eine Meinung meinerseits unnötig.
Nein, Meinungen gehörten hier auch nicht hin. Meinungen waren etwas, das sich die Menschen im Laufe der Evolution als Luxus hatten leisten können.
Vor Luxus muss stets das Notwendige befriedigt werden.
Und das Notwendige ist Sehnsucht.
Richtig?
Die Sehnsucht, geliebt zu werden.

3 Kommentare:

  1. Merci fuer deinen Kommentar! Wuerde ich die Schreiberei ernst nehmen waere deine Kritik sehr hilfreich. Allerdings sind das keine Geschichten, sondern fuer mich ein Tagebuch. Ehrlich gesagt sind das spontane Gedanken, die ich fuer mich selbst niederschreiben muss um geordnet ueber mein Leben nachdenken zu koennen. Du magst wohl recht haben, dass es Provokant rueberkommt, aber damit versuche ich mich selbst wachzuruetteln indem ich mir die ungeschminkte Wahrheit selbst ins Gesicht klatsche. Zur Grammatik und Satzbau - Ich leb seit 2 Jahren in den Staaten und auch wenn ich regelmaessig deutsch rede und schreibe, so geht da die Bildung doch mit der Zeit etwas unter.

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  2. Ersteinmal danke für deine zwei netten Kommentare. Zum Pony: Der liegt irgendwie von alleine so, lasse meine Haare meist von der Luft trocknen.
    Und auch danke für die aufmunternden Worte, ich denke auch, dass es mit der Zeit einfacher wird.

    Und zu deinem Prolog: Er gefällt mir. Anders als das, was ich sonst so lese, aber es hat etwas, was mich anspricht. Ich mag deinen Schreibstil. Freue mich darauf, mehr von dir zu lesen.

    Liebe Grüße

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